Gute Praxis: Seeberger

Bedeutung eines nachhaltigen Lieferkettenmanagement für die Seeberger GmbH

Seeberger ist ein Familienunternehmen aus Ulm mit Mut zu Innovationen und der Liebe zur Natur. Seit 1844 übernimmt Seeberger Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette: für die mittlerweile über 800 Mitarbeitenden, für die Menschen in den über 60 Ursprungsländern weltweit, für einen besseren Planeten. Die Philosophie: ein verantwortungsvoller Umgang mit den wertvollen, natürlichen Ressourcen, sodass auch kommende Generationen damit arbeiten können.

Unter dem Dach der „Seeberger Gruppe“ werden drei Geschäftsbereiche beherbergt. Hierdurch gelingt es der Unternehmensgruppe die vielfältigen Zielgruppen des umfangreichen Produkt- und Dienstleistungssortiments bedarfsgerecht anzusprechen.

Seeberger Produkte sind Produkte aus der Natur. Die fruchtbaren Böden, auf denen sie wachsen zu erhalten, sieht das Familienunternehmen in dessen Verantwortung. Transparenz und ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement sind wichtige Voraussetzungen dafür – und seit Jahren gelebte Praxis.

Um Seeberger beliefern zu können, müssen Lieferant*innen neben hohen Qualitätsanforderungen gewisse Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Die Achtung der Menschenrechte nach ILO und die Einhaltung von Umweltstandards werden in den Einkaufsbedingungen festgelegt. Seeberger bietet seinen Lieferant*innen Planungssicherheit und eine faire Partnerschaft. Häufig entsteht eine langjährige und enge Zusammenarbeit.

Vor dem Hintergrund des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) möchte Seeberger die Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Pflichten in der Lieferkette weiterentwickeln. Die Schaffung von Transparenz und ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement haben hohe Priorität. Zwar fällt Seeberger aufgrund der Unternehmensgröße nicht in den Anwendungsbereich des nationalen Gesetzes: der Ehrgeiz ist dennoch, die im LkSG geforderten Sorgfaltspflichten vollständig zu erfüllen.

Größte Herausforderungen in der Umsetzung des LkSG

Die Umsetzung der Anforderungen des LkSG stellt die Unternehmen in Deutschland, darunter auch Seeberger, vor große Herausforderungen. In Webinaren und Workshops stellte sich im branchenübergreifenden Austausch mit Vertreter*innen anderer Unternehmen heraus, dass diese ganz unterschiedliche Strategien und Herangehensweisen zur Umsetzung der Anforderungen des LkSG verfolgen. Insbesondere in Bezug auf die Risikoanalyse gibt es bislang keine einheitliche Lösung.

Durch die Vielzahl an Lieferant*innen und Unterlieferant*innen getrieben, unterliegt das Risikomanagement von Seeberger einem komplexen Planungsprozess und muss an die Struktur der jeweiligen Lieferkette angepasst werden.

Das LkSG definiert in § 2 lieferkettentypische Risiken, auf die bei der Erfüllung der Sorgfaltspflichten zu achten ist. Diese wurden durch Seeberger um einzelne, für dessen Geschäftstätigkeit besonders relevante Risiken wie Biodiversität, Klimawandel und Entwaldung für landwirtschaftliche Flächen ergänzt. Hierdurch erhöht sich zwar die Komplexität, es gelingt dem Unternehmen aber eine ganzheitliche Informationslage zu schaffen.

Maßnahmen zur praktischen Umsetzung eines nachhaltigen Lieferkettenmanagements

Um ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement voranzutreiben und umzusetzen, war zunächst eine tiefere Kenntnis der verschiedenen Lieferstufen in den Einkaufsbereichen von Seeberger notwendig. Hierzu wurde Mitte 2021 für Rohkaffee und Anfang 2022 für Nüsse & Trockenfrüchte erstmals eine Transparenzanalyse durchgeführt.

In der Transparenzanalyse sollte herausgefunden werden, bis zu welcher Stufe Seeberger die Lieferkette seiner Rohstoffe aktuell zurückverfolgen kann. Die Ergebnisse zeigen eine sehr hohe Transparenz sowie zum Großteil Rückverfolgbarkeit bis zum Erzeuger. Gleichzeitig sind auch Bereiche zu erkennen, in denen noch Handlungsbedarf besteht. Diese werden aktiv angegangen, denn die Vision ist, 100 % Transparenz in der Lieferkette zu erreichen.

Seit 2012 sind die Seeberger Sustainability Guidelines verpflichtender Bestandteil der Einkaufsbedingungen. Ob und wie sie eingehalten werden, prüft Seeberger anhand des Lieferant*innen-Monitoring. Dessen Aufgabe ist es, Prozesse und Management laufend zu entwickeln, verbessern und die Sorgfaltspflichten nachweislich zu erfüllen.

Abbildung 1: Die Module des Seeberger Lieferant:innen-Monitorings

Bei den Einkaufsbedingungen handelt es sich um die schriftliche Vereinbarung mit den Lieferant*innen über alle Aspekte der Zusammenarbeit. Die Sustainable Guidelines for Suppliers, als Teil der Einkaufsbedingungen, sind Nachhaltigkeitsleitlinien für die Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales. Während regelmäßigen Besuchen vor Ort wird der Status quo überprüft.

Die bisherige Lieferant*innen-Selbstauskunft (Supplier Questionnaire) wurde vor dem Hintergrund der Anforderungen des LkSG überarbeitet. Sie bildet eine der vier Säulen der Risikoanalyse von Seeberger.

Abbildung 2: 4 Säulen der Risikoanalyse

Basierend auf der Risikoeinschätzung generischer Datenbanken, einer Datenerhebung durch Seeberger (Lieferant*innen-Selbstauskunft und Risikoeinschätzung der Einkäufer*innen) sowie der Betrachtung gegebenenfalls vorhandener Nachhaltigkeitszertifikate erfolgt die Risikobewertung. Hierdurch lässt sich das Bestehen menschenrechtlicher und umweltbezogener Risiken wie Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Gewässerverunreinigung, etc. im unternehmerischen Handeln der jeweiligen Lieferant*innen feststellen.

Durch die Einbeziehung unterschiedlicher Quellen (insgesamt 4 Säulen) möchte das Unternehmen eine möglichst umfangreiche Datenlage schaffen, die verschiedene Blickwinkel berücksichtigt.

Dass Seeberger ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement wichtig ist, zeigt auch die Teilnahme am Forschungsvorhaben „BioVal”. Ziel des Projektes ist es, Maßnahmen herauszuarbeiten, um Biodiversität im Ursprung der Naturprodukte zu fördern.

Unterstützung durch „global verantwortlich BW“

Durch den Besuch des Workshops „global verantwortlich BW – Lieferketten nachhaltig gestalten“ im Sommer 2022 bei der Alfred Ritter GmbH & Co. KG hat ein branchenübergreifender Austausch stattgefunden. Vertreter*innen unterschiedlicher Unternehmen (wie Ritter Sport und STIHL) konnten dabei Erfahrungen austauschen und dadurch neue Erkenntnisse zur Umsetzung der Sorgfaltspflichten gewinnen.

Darauf folgten regelmäßige Treffen, bei denen das Team von „global verantwortlich BW“ neuen Input zu Themen rund um das LkSG gab. Informationen rund um die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in der Lieferkette rundeten die Treffen ab.

Seeberger GmbH 

Gründung: 1844
Firmensitz: 89079 Ulm, Deutschland
Angestellte: > 800
Herkunftsländer der Rohstoffe: > 60
Web: Seeberger – Nachhaltigkeit